Gentechnik-Vortrag mit Prof. Andrioli in Wolpertshausen

90 Zuhörerinnen und Zuhörer, teils sogar aus dem Neckar-Odenwald-Kreis und Heilbronn angereist, konnten Rudolf Bühler von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall und der grüne Bundestagsabgeordnete Harald Ebner im Regionalmarkt Wolpertshausen begrüßen – und damit mitten in der Gentechnikfreien Region Hohenlohe. Die Zuhörer waren gekommen, um einen besonderen Gast aus Brasilien zu hören: Professor Antonio Andrioli, Agrartechniker, Sozialwissenschaftler und Vizerektor der Bundesuniversität Fronteira Sul (UFFS).

Veranstaltung mit Antônio Inácio Andrioli zum Nachhören

Er zeigte in seinem Vortrag: Die Bilanz von mittlerweile 10 Jahren Gentechnik-Anbau in Brasilien ist negativ. Denn die genveränderten Sorten bringen unter gleichen Anbaubedingungen wie konventionelle Sorten keine gesteigerten Erträge. Trotzdem stiegen Saatgutpreise um 246 Prozent. Auch der Pestizidverbrauch stieg durch die gegen Pestizide resistenten Gentech-Sorten deutlich an. Bei der Zulassung einer glyphosatresistenten Sojapflanze seien auch gleich die erlaubten Grenzwerte für Rückstände der Chemikalie um das 50-fache heraufgesetzt worden, berichtete Andrioli. Der erlaubte Höchstwert liege nun bei 10 Milligramm pro Kilogramm Soja. Da das Gift, anders als vom Hersteller behauptet, nicht einfach im Boden abgebaut wird, reichert es sich im Grundwasser und in den Pflanzen an – so dass es mittlerweile in Europa selbst im Urin von Stadtbewohnern nachweisbar ist.

Die Verbindung zwischen Brasilien und Hohenlohe war auch das Thema der beiden Grußworte bei der Veranstaltung. Rudolf Bühler pochte vehement auf das Verursacherprinzip: "Diejenigen welche ihr Geschäft mit dieser Risikotechnik machen, sollen auch für den Schaden aufkommen und nicht die unzähligen Kleinbauern und Verbraucher. Dies ist demokratisches Prinzip in Deutschland und Europa".

Gottfried May-Stürmer vom Aktionsbündnis gentechnikfreie Landwirtschaft Baden-Württemberg machte deutlich: es ist ein großer Erfolg, dass seit 2009 keine genveränderten Pflanzen mehr in Baden-Württemberg angebaut werden. Allerdings werden große Mengen gentechnisch veränderter Futtermittel vor allem aus Lateinamerika importiert - und ein großer Teil davon stammt aus Brasilien. Nur klare Kennzeichnungspflichten für entsprechende tierische Produkte kann hier Sicherheit für Verbraucherinnen und Verbraucher bieten.

Harald Ebner machte auf das Risiko des geplanten Freihandelsabkommens mit den USA aufmerksam: die darin vorgesehene Anerkennung amerikanischer Standards würde die Tore für gentechnisch veränderte Lebensmittel öffnen. Harald Ebners Fazit: „Dieser Abend hat wieder einmal deutlich gemacht, welche Gefahren von der Gentechnik ausgehen, und dass wir weiter gefordert sind, aktiv zu sein. Noch in diesem Winter will die EU-Kommission die gentechnisch veränderte Maislinie 1507 für den Anbau in Europa zulassen. Dann drohen auch bei uns die von Prof. Andrioli beschriebenen Folgen. Hier sind dann auch die Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt: sie entscheiden mit ihrem Einkauf, wie unsere Landwirtschaft aussehen soll. Und sie können den Verantwortlichen auf Bundes- und Europaebene deutlich machen, dass Gentechnik-Pflanzen bei uns keine Zukunft haben. Wichtig ist auch, am 18. Januar 2014 bei der Agrar-Demonstration "Wir haben es satt" in Berlin diese Ablehnung der Gentechnik zum Ausdruck zu bringen!"

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