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10.06.13 –
Offener Brief von Renate Künast, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, und Harald Ebner, Sprecher für Agro-Gentechnik der grünen Bundestagsfraktion:
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Frau Ministerin Ilse Aigner
Wilhelmstraße 54
10117 Berlin
Zulassung der gentechnisch veränderten Maislinie „SmartStax“
Sehr geehrte Frau Ministerin,
am Montag, den 10. Juni, beraten in Brüssel die EU-Mitgliedsstaaten im „Ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit“ (StALuT) über die Zulassung verschiedener gentechnisch veränderter Pflanzen für den Import in die EU. Auf der Tagesordnung steht auch die Gen-Maislinie „SmartStax“.
Anders als bisherige GVO-Pflanzen wurden in die Sorte „SmartStax“ nicht nur ein, sondern gleich acht Fremdgene eingepflanzt. Die Pflanze produziert einen Mix aus sechs verschiedenen Insektengiften. Gleichzeitig wurde „SmartStax“ gegen zwei verschiedene Unkrautgifte unempfindlich gemacht, deren Einsatz beim Anbau von „SmartStax“ damit erleichtert werden soll: Glyphosat und Glufosinat. Glyphosat, das weltweit am häufigsten eingesetzte Pestizid überhaupt, steht seit Jahren im Verdacht, für das weltweite Amphibiensterben, aber auch für schwere Missbildungen und Stoffwechsel-Erkrankungen beim Menschen mitverantwortlich zu sein. Erst am 8. Mai 2013 hat das ZDF-Magazin „Zoom“ in erschütternden Bildern auf die Folgen des massenhaften Glyphosat-Einsatzes in Südamerika hingewiesen.
Bei Glufosinat sind die Gefahren für ungeborene Kinder wissenschaftlich anerkannt. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA hat vor wenigen Wochen in einer aktuellen Bewertung die Gefährlichkeit von Glufosinat noch einmal klar bestätigt.
Mit „SmartStax“ erreichen die Risiken, die ohnehin mit gentechnisch veränderten Pflanzen verbunden sind, eine neue und gefährliche Dimension. Denn derzeit ist völlig unbekannt, welche Auswirkungen der Cocktail aus sechs Insektiziden und die Kombination mit Rückständen der im Anbau eingesetzten Herbizide für die menschliche Gesundheit, aber auch für die mit diesem Mais gefütterten Nutztiere haben können. Zudem ist ungeklärt, welche Auswirkungen die Einbringung solch eine Menge an transgenen Events auf das Genom und damit die Stoffwechselproduktion der Pflanze haben. Je mehr fremdes Erbmaterial gentechnisch eingebracht wird desto größer ist auch das Risiko, dass im Genom Schädigungen und in der Folge ungewollte Nebenwirkungen wie beispielsweise Veränderung der Inhaltsstoffe sowie Allergene auftreten. Bisher wurden keinerlei aussagekräftigen Studien mit „SmartStax“ durchgeführt.
Die EFSA ist in ihrer Bewertung von „SmartStax“ ohne eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung davon ausgegangen, dass die Kombination der acht Einzel-Events „sicher“ sei, wenn die von den Herstellern vorgelegten Studien zu den einzelnen Veränderungen keine Probleme ergeben haben. Das ist keine verantwortliche Risikobewertung, denn nach dem aktuellem Stand der internationalen Risikoforschung ist die Kombination mehrerer Gifte völlig anders zu bewerten als lediglich deren rechnerische Summe!
Nach der Veröffentlichung von Untersuchungen unabhängiger Wissenschaftler zu möglichen Langzeit-Risiken von gentechnisch verändertem Mais der Linie Nk603 im September 2012 haben Sie, sehr geehrte Frau Ministerin, gemeinsam mit Ihrem französischen Kollegen eine sorgfältigere Risikoprüfung von gentechnisch veränderten Pflanzen angemahnt. Angesichts der beschriebenen massiven Defizite in der Risikobewertung von „SmartStax“ ist eine Zulassung dieser Maislinie für den Import unverantwortlich. Wir fordern Sie hiermit auf, Ihren Worten nun Taten folgen zu lassen und dafür zu sorgen, dass Deutschland die Zulassung von „SmartStax“ im StALuT ablehnt.
Mit freundlichen Grüßen
Renate Künast & Harald Ebner
Kategorie
Agrogentechnik
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