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14.09.12 –
Berlin/Schwäbisch Hall: Harald Ebner, Bundestagsabgeordneter (Bündnis 90/Die Grünen) aus Schwäbisch Hall/Hohenlohe:
Herr von Eybs Forderung nach dem Einsatz von Streptomycin gegen Feuerbrand ist billig, aber nicht umsichtig. Denn sie lässt die Risiken und Folgen dieser Bekämpfungsmethode völlig außer Acht, insbesondere für die Humanmedizin. Die EU hat Streptomycin als Pflanzenschutzmittel grundsätzlich verboten, damit es als wichtiges Reservemedikament gegen Tuberkulose nicht seine Wirksamkeit verliert. Auch die Weltgesundheitsorganisation warnt bereits vor einem drohenden Antibiotika-Notstand, da viele Erreger wegen des bedenkenlosen Einsatzes von Antibiotika eine weitreichende Resistenz entwickelt haben. Angesichts von weltweit über 440.000 Tuberkulosefällen, davon 510 Fälle allein in Baden-Württemberg im letzten Jahr, ist es ein Gebot der Vernunft, jede medizinisch nicht notwendige Anwendung von Antibiotika zu vermeiden. Hinzu kommt, dass im Vorjahr allein in Baden-Württemberg fast neun Tonnen Honig wegen hoher Streptomycinbelastung beanstandet werden mussten.
Streptomycin mag für Landwirte ein einfaches und bequemes Mittel zur Feuerbrandbekämpfung sein. Es ist aber sachlich falsch, dass die Bekämpfung von Feuerbrand allein damit möglich wäre. Nur ein umfassendes Bündel an Maßnahmen hält den Feuerbranderreger unter Kontrolle. Dazu gehört in jedem Fall die sorgfältige Befallskontrolle und konsequente Pflegemaßnahmen wie die Entfernung befallenen Materials. Inzwischen ist auch für mehrere alternative Wirkstoffen ein hoher Wirkungsgrad gegen Feuerbrand durch Praxistests in renommierten Agrarforschungseinrichtungen belegt. Nun geht es darum, diese deutlich unproblematischeren Alternativen zu Antibiotika möglichst schnell zur Zulassung und zum Einsatz zu bringen. Da aber kein Präparat, auch nicht Streptomycin, absoluten Schutz gegen Feuerbrand bietet, müssen mittel- und langfristig Sorten und Veredelungsunterlagen eingesetzt und neu gezüchtet werden, die resistent gegen Feuerbrand sind.
Herr von Eyb ist in seiner Partei mit der Gedankenlosigkeit gegenüber den Gefahren durch übermäßigen Antibiotikaeinsatz leider nicht allein: Bei der Bekämpfung des Antibiotikamissbrauchs in der Nutztierhaltung schrecken Ministerin Aigner und Unionspolitiker in Berlin vor wirksamen Maßnahmen zurück und tun nichts dafür, gesunde Haltungsbedingungen für die Tiere durchzusetzen. Dabei ist Handeln dringend geboten: Im Vorjahr wurden laut Daten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mit 1734 Tonnen sechsmal mehr Antibiotika bei Tieren als bei Menschen eingesetzt.
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