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20.01.12 –
Zu den Attacken von Agrarministerin Aigner während der Eröffnung der Grünen Woche gegen die Demonstration "Wir haben es satt" erklären Thilo Hoppe, Sprecher für Welternährung, und Harald Ebner, Sprecher für Agro-Gentechnik:
Frau Aigners Angriffe sind voller Zynismus und Hohn gegenüber den Hungernden der Welt und verdrehen die Tatsachen ins Gegenteil. Deutschlands und Europas industrielle Landwirtschaft und Agrarpolitik sind nicht die Lösung, sondern Teil des Problems.
Die EU-Überproduktion von Hähnchen und Milchpulver und deren Export zu Dumpingpreisen nach Afrika treibt die dortigen Bauern in den Ruin und hat zu noch mehr Hunger und Armut geführt. Die Abschaffung direkter Exportsubventionen ist zwar überfällig, dennoch machen diese nur einen sehr geringen Teil der 40 Milliarden Euro schweren jährlichen EU-Direktzahlungen aus, die vor allem an Großbetriebe fließen. Stattdessen muss der lokale Anbau von Nahrungsmitteln in Entwicklungsländern gefördert werden, damit diese unabhängig sind von Importen zu stark schwankenden Weltmarktpreisen.
40 Millionen Tonnen Futtermittel, meist aus Gen-Soja, werden aus Südamerika in die EU importiert. Für die Sojafelder werden wertvolle Naturgebiete zerstört, Kleinbäuerinnen und -bauern und Indigene von ihrem Land vertrieben und durch Pestizide wie Glyphosat vergiftet. Krebserkrankungen und Missbildungen haben dramatisch zugenommen, in der argentinischen Provinz Gran Chaco um das Drei- bis Vierfache. Diese indirekten Folgen des EU-Agrarmodells blendet Frau Aigner komplett aus.
Im Jahr 2010 flossen alle Fördermittel des Bundesforschungsministeriums zum Bereich "Welternährung" in Agrogentechnik-Projekte. Die Bundesregierung setzt damit weiterhin auf eine Technologie, die sich auch nach Meinung fast aller Entwicklungsexperten als vollkommen untauglich erwiesen hat. Immer mehr Studien belegen stattdessen, dass dem Hunger- und Armutsproblem nur durch ökologische und standortangepasste Anbaumethoden sowie gezielte Förderung von Kleinbäuerinnen und –bauern in Entwicklungsländern beizukommen ist.
Wenn Frau Aigner angesichts dieser Politik und aktueller Skandale tatsächlich behauptet, die Landwirtschaft habe sich "stark verändert zugunsten der Verbraucher, der Tiere und der Umwelt" dürfte sie damit eher zahlreiche weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die morgige Demonstration auf die Straße treiben. Insofern: Vielen Dank für die Unterstützung bei der Mobilisierung, Frau Agrarministerin.
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