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26.07.12 –
Ob BASF, Forschungsministerin Schavan oder die US-Regierung: Sie setzen alle beim Kampf gegen den Welthunger auf die Gentechnik. Die Befürworter versprechen höhere Erträge, weniger Pestizide und Pflanzen, die Trockenheit aushalten oder Nährstoffmangel vorbeugen. Harald Ebner, Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion für den Bereich Agrogentechnik, unterzog in seinem Vortrag in der Theaterwerkstatt Spital diese Behauptungen einem Faktencheck. Der Abgeordnete aus Schwäbisch Hall/Hohenlohe kam auf Einladung der Gmünder Grünen in den Ostalbkreis. Zuvor stand bereits ein Besuch im Heilpflanzengarten von Weleda auf dem Programm.
Ebner zeigte auf, dass Hunger viele Ursachen hat, wie z. B. Kriege, Armut und Spekulation mit Nahrungsmittelpreisen. Dennoch ist er in erster Linie kein Mengenproblem: Obwohl jedes zweite indische Kind unternährt ist, verrotten jedes Jahr in Indien Millionen von Tonnen Getreide, weil sie nicht richtig gelagert werden. Nach Schätzungen der Weltagrarorganisation FAO machen solche Nachernteverluste weltweit ein Drittel der Nahrungsmittelproduktion aus.
Bislang konzentriert sich der Genpflanzenanbau auf wenige Länder und Kulturpflanzen wie Soja, Mais und Raps, die meist als Biosprit oder Futtermittel für Europas Viehtröge dienen. Ebner warb vor diesem Hintergrund für eine Verringerung des hohen Fleischkonsums in Deutschland: Denn "Billigschnitzel kommen teuer!“ mahnte der Abgeordnete. In Südamerika führte der wachsende Anbau von herbizid-tolerantem Gen-Soja zu mehr statt weniger Hunger, da Kleinbauern von ihrem Land verdrängt werden. Der Sojaanbau mit viel Chemie verursacht auch hohe Krebs- und Missbildungsraten bei Kindern. Zudem treten immer mehr Superunkräuter auf, die durch noch mehr Chemie bekämpft würden. Auch gegen die Bt-Pflanzen, die ein Gift gegen Mottenlarven bilden, werden mit der Zeit immer mehr Schädlinge resistent, wie Beispiele aus Indien, China und den USA zeigen. Das teure und patentgeschützte Gentech-Saatgut treibe die Bauern in Kostenspiralen und rechne sich auf lange Sicht nicht.
Nach Ebners Einschätzung stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei Gentech-Pflanzen nicht. Die Entwicklung gentechnisch veränderter Pflanzen koste 100 mal mehr als die konventionelle Züchtung einer Sorte. Wichtige Eigenschaften wie hoher Ertrag und Trockenheitsresistenz beruhen aber auf mehreren Genen, weswegen die Gentechnik schnell an ihre technologischen Leistungsgrenzen stoße. Die klassische Kreuzungszüchtung sei dagegen durch moderne Verfahren und Techniken zur Analyse von Erbmaterial enorm erleichtert und beschleunigt worden; hier lohne sich die Investition öffentlicher Forschungsgelder.
Überzeugende Belege für eine wichtige Rolle der Gentechnik bei der Welternährung kann laut Ebner auch die Bundesregierung nicht liefern, wie eine Kleine Anfrage der Grünen ergeben hat. Ebners Fazit: “Gentechnik ist Teil des Problems, aber nicht Teil der Lösung“. Der Agraringenieur setzt beim Kampf gegen den Welthunger stattdessen auf Schulung der Kleinbauern und modernen standortangepassten Ökolandbau. Der Weltagrarbericht und viele Studien internationaler Experten und Organisationen wie der UNO und der EU belegten, dass so die Erträge in Entwicklungsländern umweltfreundlich um bis zu 100 Prozent gesteigert werden können.
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