BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Harald Ebner, MdB

Wohin fährt der Bürgerbus?

Mobilität ist heute ein ebenso unverzichtbares wie scheinbar selbstverständliches Element unserer modernen Gesellschaft. Aber wie können wir auch in ländlichen Räumen in Zukunft Mobilität gewährleisten? Gemeinsam mit dem Auto Club Europa habe ich am 2. Oktober eingeladen, um diese Fragen mit Fachleuten und interessiertem Publikum zu debattieren.

08.10.12 –

Mobilität ist heute ein ebenso unverzichtbares wie scheinbar selbstverständliches Element unserer modernen Gesellschaft. Aber wie können wir auch in ländlichen Räumen in Zukunft Mobilität gewährleisten? Welche Möglichkeiten haben wir, auf die Folgen des demografischen Wandels zu reagieren? Welche Chancen bietet ein ehrenamtlich organisierter Bürgerbus? Und welche Konkurrenzposition nimmt der Bürgerbus zum Öffentlichen-Personen-Nahverkehr (ÖPNV) ein? Gemeinsam mit dem ACE (Auto Club Europa) habe ich zum Diskussionsabend am 2. Oktober 2012 in Schwäbisch Hall eingeladen, um diese Fragen mit Fachleuten und interessiertem Publikum zu debattieren.

Schon heute stehen wir vor der Problematik, angesichts geringer Bevölkerungsdichten in den ländlichen Räumen einen attraktiven ÖPNV sicherzustellen und zu finanzieren. Demografischer Wandel und der Trend in die Städte tragen dazu bei, dass sich das Problem zukünftig verschärfen und somit vor allem ältere Menschen in ihrer Mobilität einschränken wird. Schülerzahlen gehen zurück und führen zu einer Verringerung des Schulbusverkehrs, der vielerorts das Rückgrat des örtlichen ÖPNV darstellt. Auch die Treibstoffkosten werden weiter ansteigen und die Finanzierbarkeit des ÖPNV erschweren. Angesichts dieser Entwicklungen neue Lösungen zu finden, ist eine Zukunftsaufgabe, die wir nicht länger vernachlässigen dürfen.

Matthias Knobloch vom ACE stellte die demografische Entwicklung in Deutschland und in der Region vor. Unübersehbar sei die Entwicklung vor allem in den neuen Bundesländer, der Trend sei jedoch allen ländlichen Räumen weitgehend gemein. Geringe Fahrgastzahlen bei gleichzeitig großen Entfernungen seien eine fast unlösbare Herausforderung für die öffentlichen Verkehrsträger. Deshalb sei die zentrale Frage, welche Rolle ein Bürgerbus einnehmen könne.

Volker Aust vom Vorstand Pro BürgerbusNRW e.V. berichtete von der Erfolgsschichte der Bürgerbusse in Nordrheinwestfalen. 1985 gestartet, rollten mittlerweile über hundert Bürgerbusse auf den Straßen. Das Konzept basiere auf einem starken, ehrenamtlichen Engagement. Die Bürgerbusse sind dort ausnahmslos als Vereine organisiert und erhalten technische Unterstützung durch die Verkehrsunternehmen. Zum Ausgleich entstehender Verluste bzw. für anstehende Investitionen wie Fahrzeugbeschaffung bedürfe es finanzieller Unterstützung von Land und Kommunen. Er räumte aber auch mit idealisierenden Vorstellungen vom Bürgerbus auf. Das Modell tauge weder als Kostensparmodell noch könne es ganze Linien des ÖPNV ersetzen und es funktioniere nur, wenn ein starkes ehrenamtliches Engagement aus der Bevölkerung herauskomme. Ohne eine Mindestzahl ehrenamtlicher Fahrer sei die Belastung für einzelne Fahrer nicht zu verantworten.

Neben der Zuschüssen von staatlicher Seite käme es aber auch auf Kooperationen mit Busunternehmen an, unterstrich Hans-Jochen Feuchter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. Schließlich könne man nicht die Fahrtkosten immer nur erhöhen, es müssten auch die Kosten gesenkt werden. Ingrid Kühnel vom Kreisverkehr fügte hinzu, dass sie keine Konkurrenz zwischen Bürgerbussen und konventionellen Unternehmen sähe. Schließlich sei der Bürgerbus abhängig von Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, den Bus steuern und sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Gleichzeitig sei es aber zentral, dass der Staat eine Anschubfinanzierung gewährleiste und auch insgesamt mehr Geld in den ÖPNV stecke, um Schwachlastzeiten auszugleichen.

Der Haller Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim entgegnete, dass sich NRW, wo das Projekt funktioniere, schwer mit Baden-Württemberg vergleichen ließe. Aber die strukturellen Probleme im Landkreis müssten natürlich angegangen werden. Gleichzeitig müsste durch Jobtickets und Unterstützung der Elektromobilität auf die Mobilität Einfluss genommen werden. Hiervon hänge die Zukunftsfähigkeit und Lebensqualität im ländlichen Raum ab. Er sehe den Bedarf derzeit eher im nordwestlichen Landkreis, war aber zuversichtlich, dass bei einem Bedarf für einen Bürgerbus im Bereich der Stadt Schwäbisch Hall diese ihren Beitrag erbringen werde.

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