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08.02.12 –
Zur Beratung des Antrags „Vorsorgeprinzip anwenden – Zulassung des Pestizidwirkstoffs Glyphosat aussetzen und Neubewertung vornehmen“ (Drucksache 17/7982) im Bundestagsausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erklärt Harald Ebner:
Es ist erfreulich, dass die starre Blockadehaltung der Regierungskoalition beim Thema Glyphosat jetzt offenbar zu bröckeln beginnt. So räumte sie im Ausschuss erstmals „Probleme in bestimmten Anwendungsbereichen“ ein, und das Agrarministerium kündigte eine kritischere Neubewertung des Ackergiftes an. Einige Koalitionsvertreter halten Glyphosat allerdings nach wie vor für einen „unbedenklichen“ Wirkstoff, zweifeln aktuelle Berichte und Forschungsergebnisse zu seinen Gefahren und Nebenwirkungen an und unterstellen den Grünen die absurde Zielsetzung „Landwirte und Verbraucher sollen verunsichert werden“. Tatsächlich geht es uns selbstverständlich genau im Gegenteil um Sicherheit für Landwirte und Verbraucher.
Wir fordern deshalb in unserem Antrag, der im Ausschuss jetzt auch von SPD und der Linken unterstützt wurde, eine Aussetzung der Glyphosat-Zulassung, bis die Risiken umfassend erforscht und neu bewertet sind. Insbesondere der Verkauf an Hobbygärtner in Gartencentern und Baumärkten muss sofort gestoppt werden.
Wir begrüßen den kürzlich ausgesprochenen Zulassungsstopp für Glyphosat-Zusatzstoffe aus der Gruppe der Tallowamine. Dadurch wurde ein Teil unser Forderungen erfüllt. Unverständlich ist jedoch, weshalb nicht auch Fertigmischungen verboten werden, die diese Stoffe enthalten. Und auch wenn die Tallowamine besonders problematisch sind, ist auch der Grundstoff Glyphosat alles andere als komplett „harmlos“. Das aber ist nach wie vor die Einschätzung des Bundesamts für Risikobewertung. Diese Aussage ist nicht haltbar und grob fahrlässig.
Glyphosat ist das meistverwendete Herbizid der Welt. In Deutschland hat sich der Verbrauch in den vergangenen Jahren verfünffacht. Allein in Argentinien, wo es vor allem im Anbau von Gentech-Soja eingesetzt wird, die gegen das Gift resistent ist, werden über 200 Millionen Liter des Wirkstoffs pro Jahr ausgebracht. Die Dauerberegnung führt zu Resistenzbildungen, die Zahl dieser „Super-Unkräuter“ in den Gensoja-Anbauländern steigt rasant. Immer neue Hinweise deuten auf akute Gefahren für Gesundheit und Umwelt hin, auch hierzulande. Schon länger gibt es Untersuchungen zu Schäden im Erbgut und bei der Embryonalentwicklung. Und Glyphosatrückstände sind inzwischen überall. Bei einer Untersuchung im Dezember 2011 wurden Spuren in Urinproben ausnahmslos aller Probanden gefunden – und das waren Berliner Großstadtbewohner, keine Landbevölkerung.
Auch für die deutsche Landwirtschaft hat die Glyphosatanwendung verheerende Langzeitfolgen, die vermutlich noch gar nicht alle bekannt sind. Anders als bislang angenommen wird Glyphosat keineswegs schnell abgebaut, sondern im Boden gebunden, wo es auch nach Jahren noch wirksam werden kann. Die Anfälligkeit der Kulturpflanzen für Krankheiten nimmt dadurch zu und auch die Erträge nachfolgende Kulturpflanzen können massiv beeinträchtigt werden.
Wenn Vertreter der Unionsfraktion angesichts dieser Erkenntnisse immer noch behaupten, jegliche Zweifel an der Zulassung von Glyphosat seien ungerechtfertigt, kann das nur Ausdruck von Lobby- und Klientelpolitik sein. Auf jeden Fall aber ist es ignorant und unverantwortlich. Besonders dreist ist auch, dass die Unionspolitiker das gefährliche Gift zur unverzichtbaren Voraussetzung einer „ökologisch sinnvollen“ Bodenbearbeitung erklären. Das ist ungefähr so sinnvoll wie Klimaschutz durch Atomkraft. Was ja glücklicherweise niemand mehr ernsthaft propagiert.
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