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23.06.12 –
Als fachlich zuständiger Abgeordneter für den Bereich Bienen und Imkerei hatte Harald Ebner am 11. Juni Vertreter der Imkerei eingeladen, um sich zu aktuellen Fragen und Problemen der Imkerei auszutauschen. Alle wichtigen Verbände und Organisationen folgten der Einladung in die Räume des Deutschen Bundestages.
Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes, machte in seinem einleitenden Kurzvortrag zur Bedeutung der Landwirtschaft für die Imkerei deutlich, dass durch zunehmend ausgeräumte Landschaften und Monokulturen es besonders im Sommer für die Bienen immer schwerer wird, noch ausreichend nektarreiche Pflanzen zu finden. In ihrer „Berliner Erklärung“ fordern die Imkerverbände daher für die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU ein Greening auch der 1. Säule, d.h. eine Bindung der Direktzahlungen an ökologische Leistungen wie die Einrichtung ökologischer Vorrangflächen auf 10 Prozent der Betriebsfläche, ein Grünlandumbruchverbot sowie die Einhaltung einer mindestens dreigliedrigen Fruchtfolge u.a. mit blühenden Zwischenfrüchten wie Leguminosen; sowie eine deutliche Aufstockung der Programme der 2. Säule (d.h. für Agrarumwelt- und Naturpflegemaßnahmen). Für Biogasanlagen sollen statt Mais blühende Alternativpflanzen wie die Durchwachsene Silphie bzw. artenreiche Blühpflanzenmischungen gefördert werden. Damit würden die Ackerflächen sowohl für die erneuerbare Energieversorgung als auch für die Verbesserung der Agro-Biodiversität und die Gewinnung von Honig genutzt. Harald Ebner schlug, dass die Imkerverbände mit Organisationen zusammentun sollten, die wie die Grünen auch für eine Ökologisierung der EU-Landwirtschaft kämpfen würden. Ohne gemeinsame Anstrengungen droht das Greening der Agrarreform auf der Strecke zu bleiben, da der Deutsche Bauernverband und Ministerin Aigner eine Bindung der Direktzahlungen der 1. Säule an konkrete Umweltleistungen verhindern wollen.
Die Imkervertreter lehnen den Anbau von Gentech-Pflanzen vehement ab. Thomas Radetzki (Mellifera e.V.) freute sich, dass die Schutzinteressen der Imkerei gegenüber der Agro-Gentechnik durch Urteile des Europäischen Gerichtshofes und des Bundesverwaltungsgerichtes Leipzig in den letzten Monaten eindeutig gestärkt wurden. Diese Entscheidungen hätten weltweit die Aufmerksamkeit auf das Problem der Gentechnik-Verschmutzungen von Honig gelenkt und den Schutzbedarf der Imkerei einer breiten Öffentlichkeit deutlich gemacht – auch in den Honig-Exportländern in Lateinamerika, wo die Agro-Gentechnik noch auf dem Vormarsch ist. Eine Koexistenz zwischen Imkerei und Agro-Gentechnik ist bei einem Bienenflugradius von mindestens drei Kilometern in der Praxis nicht möglich. Bioland-Imker Albrecht Pausch betonte, dass im Falle der Einführung des kommerziellen Anbaus von Gentech-Pflanzen in Deutschland sehr hohe Kosten von bis zu 15.000 Euro pro Betrieb anfallen würden, um dann notwendige Honiganalysen auf Gentech-Verunreinigungen durchzuführen. Für kleinere und mittlere Imkerbetriebe bzw. Hobbyimker würde dies das Aus bedeuten.
Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes, berichtete über Gefahren für Bienen durch Pestizide. Als pflanzenfreundliche Bestäuber sind Bienen im Gegensatz zu Fraßschädlingen unfähig, sich an neue Gifte in oder auf Pflanzen evolutionär anzupassen. Leider würden in Folge zunehmender Monokulturen und fehlender Fruchtfolgen immer mehr Gift auf den Feldern auch während der Blütezeit z.B. beim Raps eingesetzt. Zudem seien Pflanzenschutzmittel inzwischen bis zu 7000 mal toxischer für Bienen als frühere Wirkstoffe wie z. B. DDT. Ergebnisse neuerer Studien zeigen, dass die bisher verwendeten Grenzwerte und Analyseverfahren bei der Bewertung von Pestiziden nicht mehr geeignet sind, die tatsächliche Gefährdung für Bienen realistisch abzubilden. Beunruhigende Hinweise aus der Wissenschaft auf unterschwellige, nicht tödliche (sub-letalen) Vergiftungseffekte durch Pestizide und bezüglich der Auswirkungen einer kombinierten Wirkung verschiedener Pestizidwirkstoffe belegen den dringenden Forschungsbedarf. Auch die negative Kombinationswirkungen zwischen Pestiziden und anderen Stressfaktoren wie Krankheiten und Parasiten auf die Bienengesundheit werden immer deutlicher.
Besonders beunruhigend ist die Datenlage zu der relativ neuen Pestizidgruppe der Neonicotinoide. Die Wirkung dieser Nervengifte ist Wirkung irreversibel, so dass über längere Zeiträume auch schon geringste Dosenzu chronischen Vergiftungen, Orientierungsverlost bis hin zum Tod von Insekten führen. Grüne und Imkerverbände befürworten daher ein Moratorium für die Anwendung dieser Wirkstoffe, bis eine umfassende Überprüfung und Neubewertung ihrer Wirkungen vorgenommen worden ist. Die Grüne Bundestagsfraktion hat am 13. Juni zu diesem Themenbereich eine umfassende Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt.
Die Bedrohung der Bienen durch die Varroamilbe wurde dagegen von den Gesprächsteilnehmern auch bei Verzicht auf Bekämpfung des Parasiten durch chemische Pestizide als weitgehend beherrschbar angesehen. Allerdings wurde eine bessere Erprobung und Weiterentwicklung von Praxismethoden zur Bekämpfung der Varroa mittels natürlicher Substanzen wie Ameisen- und Oxalsäure angemahnt, um die Behandlung der Bienen zu erleichtern und effektiver zu machen.
Im Abschlussbeitrag zum Treffen machte Corinna Hölzer von der Initiative „Berlin summt“ das Potential der Imkerei deutlich, auch Städtern die enorme Bedeutung von Biodiversität, einer gesunden Umwelt und einer vielfältigen Landwirtschaft nahe zu bringen. Wie die große Resonanz auf das Projekt auch in anderen Metropolen belege, können in großen Städten viele Menschen für die Förderung der Bienen und die Imkerei begeistert werden, was auch den wild lebenden Insekten zugute kommt.
Harald Ebner dankte allen Teilnehmern zum Abschluss für das große Engagement und die Gesprächsbereitschaft und versicherte, dass sich die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen auch in Zukunft intensiv für eine bienenfreundliche und ökologische Agrarpolitik einsetzen werde.
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