Problembewusstsein der Bundesregierung zum Bienensterben ist erschreckend

Die Antworten auf unsere Kleine Anfrage zu Gefahren von Neonicotinoiden spiegeln das mangelhafte Problembewusstein der Bundesregierung wider. Bienen werden regelmäßig gefährlichen Pestiziden ausgesetzt, um z. B. Rapsfelder vor Pilzerkrankungen zu schützen. Das ist für die Bundesregierung nach eigener Aussage eine „unvermeidbare“ Konsequenz. Pflanzenschutz­mittel können so zum normalen Bestandteil von Rapshonig werden.

13.07.12 –

Zur Beantwortung der Kleinen Anfrage "Neue Erkenntnisse zu und Neubewertung von Gefahren durch Neonicotinoide und weitere Pestizide für Bienen und andere Insekten" der grünen Bundestagsfraktion erklärt Harald Ebner, Sprecher für Agrogentechnik:

Das mangelhafte Problembewusstein der Bundesregierung ist erschreckend. Bienen werden regelmäßig gefährlichen Pestiziden ausgesetzt, um z. B. Rapsfelder vor Pilzerkrankungen zu schützen. Das ist für die Bundesregierung nach eigener Aussage eine „unvermeidbare“ Konsequenz. Pflanzenschutzmittel können so zum normalen Bestandteil von Rapshonig werden. Mit dieser Laissez-faire-Haltung setzt Schwarz-Gelb den deutschen Honig als sauberes Naturprodukt unnötig aufs Spiel.

Mangelhafte Daten und Forschungslücken zu Gefahren durch Neonicotinoide sind für die Bundesregierung kein Anlass, Informationsdefizite anzugehen. Ihr Motto ist offenbar: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!“ Leider wurden in den letzten zehn Jahren 500 mal mehr Steuergelder aus dem Bundeshaushalt für die Agrogentechnik ausgegeben als für den Bienenschutz.

Die Bundesregierung setzt Bienen unnötigen Risiken durch Neonicotinoide aus und lässt Imker im Regen stehen. Weder existieren umfassende Schutzmaßnahmen oder Monitorings, noch werden die Imker ausreichend über den Einsatz von bienengefährlichen Pestiziden informiert. Und statt wie in Frankreich giftige Rapsbeizmittel zu verbieten, lässt Aigner seit Jahren Ausnahmegenehmigungen für Neonicotinoide zu.

Unbequeme Forschungsergebnisse hört und liest die Bundesregierung ungern. Anstatt sich mit kritischen Studien auseinanderzusetzen, wischt sie deren Ergebnisse mit nicht nachvollziehbaren Vorwürfen wie methodische Mängel vom Tisch. Gleichzeitig stört es die Bundesregierung aber nicht, wenn  Pestizidhersteller an öffentlichen Forschungsprojekten beteiligt sind.

Pestizidbelastungen, insbesondere durch Neonicotinoide, sind Alarmzeichen, die uns nachdenklich machen müssen. Mit ihrer jetzt erneut bestätigten Ignoranz gegenüber möglichen Risiken von Pestiziden setzt die Bundesregierung in verantwortungsloser Weise die biologische Vielfalt und die Existenz von Hobby- und Berufsimkern aufs Spiel. Nur eine bienenfreundliche Landwirtschaft ist letztlich auch eine menschenfreundliche Landwirtschaft.

 

Hintergrund: Neonicotinoide sind eine Gruppe hochwirksamer neurotoxischer Pestizide, die seit zwei Jahrzehnten zunehmend in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Die besondere Gefährdung von Bienen durch diese Pestizide wurde im Jahr 2008 im Zusammenhang mit dem Bienensterben in der Oberrheinebene deutlich, bei dem zehntausende Bienenvölker durch Abriebstaub von (mit Clothianidin) gebeiztem Maissaatgut vergiftet wurden.

Die vielfältigen toxischen Auswirkungen von Neonicotinoiden auf Bienen und andere Insekten sind mittlerweile durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Auch geringe Giftmengen unterhalb der tödlichen Vergiftungsdosis können für Insekten fatale Auswirkungen haben. Besonders besorgniserregend sind Studien, wonach die Wirkung von Neonicotinoide irreversibel ist und damit über längere Zeiträume im Ausmaß kumuliert, was auch bei geringen Einzeldosen mittelfristig zu schweren chronischen Vergiftungen bei Insekten führen kann.

Kategorie

Bienen | Parlamentarische Anfragen

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