Fachgespräch Klima. Böden, Welternährung

Bei unserem Fachgespräch „Klima, Böden, Welternährung - Welche Beiträge können Ökolandbau und Agrarökosysteme leisten?“ diskutierten Harald Ebner und Uwe Kekeritz mit ExpertInnen und Gästen die Frage, wie Landwirtschaft zur Lösung der Klimakrise beitragen kann. Alle Anwesenden waren sich einig, dass sich die Frage der Welternährung letztendlich an der Qualität und dem Zustand unserer Böden entscheidet. Gutachten des wissenschaftlichen Beirates

17.10.16 –

Bei unserem Fachgespräch „Klima, Böden, Welternährung - Welche Beiträge können Ökolandbau und Agrarökosysteme leisten?“ diskutierten Harald Ebner und Uwe Kekeritz mit ExpertInnen und Gästen die Frage, wie Landwirtschaft zur Lösung der Klimakrise beitragen kann.Rund ein Drittel aller klimaschädlichen Gase weltweit sind auf die Land- und Ernährungswirtschaft zurückzuführen. Einig waren sich die anwesenden ExpertInnen und die Gastgeber darin, dass sich die Frage der Welternährung letztendlich an Qualität und Zustand unserer Böden entscheidet. Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, wies einleitend darauf hin, dass mit dem Paris-Abkommen erstmals festgelegt wurde, dass wir eine in allen Bereichen klimaneutrale Gesellschaft brauchen. Es sei eine wichtige Fragestellung für die Zukunft, wie wir es schaffen, die Weltbevölkerung nachhaltig zu ernähren.Im ökologischen Landbau arbeiten Pioniere seit Jahrzehnten daran, den Humusgehalt ihrer Böden zu erhöhen – Ansätze, die vor dem Hintergrund der Diskussion um die Klimakrise inzwischen nicht mehr nur unter dem Aspekt der Bodenfruchtbarkeit interessant sind, sondern auch um über die Erhöhung der CO2-Speicherkapazität in den Böden zu einem positiven Klimasaldo der Landwirtschaft beizutragen.Harald Ebner, Obmann der Grünen im Agrarausschuss, betonte zu Beginn des ersten Panels, dass eine Gesamtbetrachtung  der Landwirtschaft inklusive eingesetzter Futter- und Betriebsmittel nötig sei, man könne nicht nur sektoral die hiesigen CO2-Emissionen bewerten. „Wir brauchen Lösungen für das Gesamtsystem“. Um die zu erarbeiten, forderte er deutlich mehr Ressourcen für Forschungs- und Beratungsleistungen und eine Verstärkung des Bodenschutzes. Insbesondere das CO2-Speicherpotenzial des Bodens müsse stärker betrachtet werden.Josef Braun vom Biolandhof Braun, Experte für Bodenverbesserung und Humusaufbau, stellte es als entscheidende Frage zur Ernährung der Weltbevölkerung dar, ob wir in der Lage sind, die Böden wieder fruchtbar zu machen. „Wenn wir in der Landnutzung Humus wieder aufbauen wollen, geht das nur mit Feldfutter, mit Kleegras in der gesamten Landwirtschaft“, so Braun. Weiter wies er auf die Bedeutung von Innovationen in der Agrartechnik hin, um Bodenverdichtungen entgegen zu wirken und stellte auch den Zusammenhang zwischen Bodenzustand und dem Ausmaß der Hochwasserschäden der jüngsten Zeit her. Auch über das Anfang September erschienene Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrar- und Waldpolitik „Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft“ wurde debattiert; das aktuelle Gutachten wurde als wertvoller Diskussionsbeitrag gewürdigt, von ExpertInnen und ZuhörerInnen wurde aber kritisiert, dass das Gutachten eine verengte Sichtweise bei der Bewertung von Einzelmaßnahmen einnehme.Bernhard Osterburg von der Stabsstelle Klimaschutz des Thünen-Instituts sagte mit Blick auf das Klimagutachten der Wissenschaftlichen Beiräte, dass eine flächenbezogene Betrachtung des Ökolandbaus zwar weniger Treibhausgasemissionen zeige und die Umweltleistungen des Ökolandbaus für Biodiversität und Wasser unbestritten seien. Für das Klimagutachten sei aber eine auf einzelne Produkte und nur auf Treibhausgase bezogene Bilanz gezogen worden.International werden von Initiativen wie der „Global Alliance for Climate Smart Agriculture“ verstärkt Modelle der agrarindustriellen Landwirtschaft, die auf Totalherbizide setzen, als „klimaintelligent“ vermarktet. Gerade im globalen Süden werden dabei oft enge Kooperationen mit Saatgut-, Düngemittel- und Pestizidherstellern vorangetrieben, von denen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern vor Ort meist wenig profitieren, oder die ihnen sogar schaden.Uwe Kekeritz, Sprecher für Entwicklungspolitik der Grünen im Bundestag, unterstrich bei der Einleitung in das zweite Panel die Wichtigkeit des Konzepts der Ernährungssouveränität. An lokale Gegebenheiten angepasste Produktionsmethoden, die die Bodenfruchtbarkeit verbessern, böten Einkommensperspektiven. „Gigantische agrarindustrielle Landwirtschaftsprojekte zerstören die wichtigste Ressource der BäuerInnen – fruchtbare Böden“. Durch agrarökologische Methoden werde die Resilienz der Ökosysteme gegenüber Klimaauswirkungen gestärkt und die Produktivität nachhaltig gesteigert.Paula Gioia von La Via Campesina betonte, das industrielle Lebensmittelproduktionssystem verursache enorme Mengen an Treibhausgasen. „Business as usual“ sei keine Option, das sage auch der Weltagrarbericht. Sie stellte auch die große Bedeutung der KleinbäuerInnen heraus, die auf nur 30 Prozent der Flächen die Nahrung für 70 Prozent der Weltbevölkerung produzieren. Anhand von Fallbeispielen aus der Arbeit von La Via Campesina zeigte sie, wie agrarökologische Methoden das Einkommen von Bäuerinnen und Bauern steigern, die Bodenfruchtbarkeit verbessern und zusätzlich die Resilienz gegenüber Klimaeinwirkungen stärken können.Birgit Wilhelm vom WWF stimmte zu, die zentralste Forderung der Agrarentwicklungspolitik sei es, die natürliche Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, zu fördern und aufzubauen. Denn Bodendegradation sei eines der großen Probleme. „Wenn wir das vernachlässigen, brauchen wir nicht mehr über Welternährung zu sprechen“, sagte sie. In der Arbeit des Bundesministeriums wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sei natürliche Bodenfruchtbarkeit bisher nur unzureichend verankert, kritisierte sie.

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Agrogentechnik | Glyphosat

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