Kupferzell: Kotting-Uhl berichtet aus Fukushima

Am 11. März 2011 kam es in Fukushima zum Super-GAU. Drei Kernschmelzen in den Reaktorblöcken, weite Gebiete wurden verstrahlt, rund 150.000 Menschen wurden aus den betroffenen Gebieten evakuiert. Japan wird noch jahrzehntelang daran zu tragen haben. Das zeigte Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion und Mitglied in der Endlager-Kommission des Bundes, bei einer Lesung in Kupferzell.

10.10.14 –

Am 11. März 2011 löste ein Erdbeben im japanischen AKW Fukushima den Super-GAU aus. Es kam zu drei Kernschmelzen in den Reaktorblöcken, weite Gebiete wurden verstrahlt, rund 150.000 Menschen wurden aus den betroffenen Gebieten evakuiert. Japan ringt bis heute mit den Folgen der Katastrophe und wird noch jahrzehntelang daran zu tragen haben. Das zeigte Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion und Mitglied in der Endlager-Kommission des Bundes, mit Eindrücken aus einer ihrer insgesamt fünf Japanreisen seit der Atomkatastrophe.

In einer Lesung aus ihren Tagebüchern in Kupferzell nahm sie die BesucherInnen unter anderem mit zur Exkursion an den Ort der Kernschmelze des havarierten Fukushima Daichi und in die „Tote Stadt“, in der die Gefahr und Zerstörung durch die atomare Strahlung in den hastig verlassenen Räumen besonders gespenstisch deutlich wird. Fotos von riesigen Spezialsäcken, in denen abgetragenes, verstrahltes Erdreich gelagert wird, von dem kein Mensch weiß, was damit passieren soll, machten die Hilflosigkeit angesichts der atomaren Verstrahlung deutlich. Gerade für Japan als hochtechnisiertes Land, das genau wie Deutschland jahrzehntelang davon ausging, dass bei seiner Technologie kein GAU möglich wäre, war die Katastrophe ein besonderer Schock. Und trotzdem tut die Regierung alles dafür, die verstrahlte Sperrzone wieder zu beleben und den Eindruck von Normalität zu erwecken, indem sie zahlreiche Sondergenehmigungen erlässt, die Sperrzone zu betreten – z.B., wenn der Arbeitsweg dadurch kürzer wird.

Sylvia Kotting-Uhl machte die Hintergründe dieser Bemühungen deutlich: im sogenannten „atomaren Dorf“ sind in Japan Politik, Medien und Energiekonzerne noch enger als in anderen Ländern verflochten. Dieses Netzwerk stellt sich allen Bemühungen um einen Atomausstieg, den in Japan seit dem GAU 80 Prozent der Menschen befürworten, vehement entgegen. AtomkraftgegnerInnen in Japan blicken deshalb nach Deutschland, um zu lernen, wie ein Atomausstieg realisiert werden kann.

Doch auch in Deutschland ist das Thema Atom noch nach lange nicht vom Tisch. Das wurde in der anschließenden Diskussion deutlich. Immer noch fließt ein Drittel der Gelder der Bundesregierung für Energieforschung in die atomare Forschung. Während die Endlagerkommission des Bundes wissenschaftliche Kriterien für die Suche nach einem Endlager entwickelt, wehren sich die bisher lautesten Befürworter der Atomkraft aus den Reihen der CDU am entschiedensten gegen standortnahe Zwischenlager. Der vehemente Widerstand von Horst Seehofer gegen Stromtrassen und Windräder lässt vermuten, dass er bald eine Laufzeitverlängerung für die bayerischen AKWs ins Spiel bringen wird, um die bayerischen Energieprobleme zu lösen. Mit der EEG-„Reform“ hat die schwarz-rote Bundesregierung in diesem Jahr die Energiewende ausgebremst und zurückgeworfen. Um den Atomausstieg unumkehrbar zu machen, braucht es also weiterhin viel Engagement und das konsequente Eintreten für eine echte Energiewende.

Das Tagebuch und weitere Japan-Reiseberichte von Sylvia Kotting-Uhl können auf ihrer Homepage nachgelesen werden: www.kotting-uhl.de

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