Da ist keine Musik drin: Cis-Gentechnik unnötig und riskant

Auch wenn der Begriff so klingt, hat die Cisgenetik nichts mit Musik zu tun. Die Cisgenetik ist ein relativ neues Verfahren der Gentechnik, bei der in einen Organismus arteigene Gene übertragen werden, wie zum Beispiel Wildapfel-Gene in den modernen Gala-Apfel. Der Unterschied zwischen der Cisgenetik und dem gebräuchlichen Verfahren der Transgenetik besteht also in der Herkunft der Gene. Denn in der Transgenetik werden Gene jenseits der Artgrenze eines Organismus verwendet, also beispielsweise Gene eines Fisches in Tomaten übertragen.

Schorfresistenz auch ohne Gentechnik

Was könnten die Vorteile des cisgenen schorfresistenten Gala-Apfels sein, den der Zürcher Forscher Cesare Gessler jetzt in seinem Labor und auf dem Feld entwickelt hat? Laut einem Artikel einer Schweizer Fachzeitschrift gab es bereits 2002 mindestens 15 konventionelle schorfresistente Apfelsorten auf dem europäischen Markt. Und die Tendenz ist steigend, wie Informationen der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg verdeutlichen.

Weil viele Resistenzen heute mittels so genannter genetischer Marker nachgewiesen werden können, ist die Züchtungsarbeit von den KreuzungenCis-Gentechnik bis zur Markteinführung auf den relativ kurzen Zeitraum von etwa zehn Jahren halbiert worden. Und das ist nur ein Ergebnis der sehr fortschrittlichen Entwicklung resistenter Kernobstsorten: Manche dieser Sorten, wie zum Beispiel der von vielen hoch geschätzte Topaz, können es sowohl geschmacklich als auch vom Ertrag durchaus mit den heutigen Standardsorten aufnehmen. Diese Argumente sprechen nicht nur dafür, dass Obstbauern auf robuste und bewährte Sorten mit natürlicher Schorfresistenz setzen sollten – sie lassen auch die Frage aufkommen, wozu wir einen cisgenen Apfel überhaupt brauchen.

Cisgenetik weder nötig noch risikofrei

Die Cisgenetik ist aber nicht nur unnötig, sondern auch längst nicht so risikofrei wie behauptet. Die Herkunft der Gene ist bei der Cisgenetik zwar eine andere, da nur arteigene Gene übertragen werden, aber es werden dieselben Transformationstechnologien wie bei der Transgenetik angewandt. Das bedeutet im Klartext, dass die Risiken, die die Genübertragung mit sich bringt, bestehen bleiben. Dazu zählt unter anderem, dass je nach Position des neu eingefügten Gens in der DNA unterschiedliche nicht vorhersehbare Effekte ausgelöst werden können, so dass zum Beispiel unerwartete allergieauslösende Stoffwechselprodukte entstehen können.

Die Einfügung des Gens erfolgt auch in der Cisgenetik zufällig an irgendeinem Ort in der DNA, denn die Position ist bei der Gentechnik normalerweise nicht steuerbar. Dass bei der Cisgenetik nur arteigene Gene übertragen werden, ist auch nicht ganz korrekt, denn um ein neues Gen in ein intaktes Genom übertragen zu können, muss dieses Gen mit artfremden Gensequenzen, wie zum Beispiel Viren, kombiniert werden. So ist es nicht verwunderlich und auch absolut richtig, dass auch die cisgenen Pflanzen nach der EU-Freisetzungs-Richtlinie als gentechnisch veränderte Organismen zugelassen und gekennzeichnet werden müssen.

Cisgenetik ist nicht nur für den Verbraucher unnötig, sie ist darüber hinaus auch noch mit Sicherheitsrisiken behaftet, die sie kaum in einem besseren Licht als die gebräuchliche Transgenetik erscheinen lässt. Auch dass die Entwicklung wie beim eingangs erwähnten schorfresistenten Gessler-Gala-Apfel 20 Jahre dauert – statt 10 Jahre mit konventionellen Züchtunsgverfahren – spricht nicht gerade für die Cis-Gentechnik. In Cis-Äpfeln ist keine Musik, sondern der Wurm drin.

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