Grüne Debatte: Auch neue Gentechnik ist Gentechnik

Die Bilanz nach über 30 Jahren Gentechnik auf dem Acker fällt mehr als bescheiden aus. BäuerInnen, VerbraucherInnen, Hersteller und Handel brauchen und wollen ganz überwiegend keine Gentechnik auf Äckern und in Lebensmitteln. 

Seit einiger Zeit versuchen die Agrar- und Saatgutkonzerne, Politik und VerbraucherInnen neue Gentechnik-Verfahren wie Crispr/Cas als heilsbringend und als angeblich „eigentlich gar keine Gentechnik“ darzustellen. Wir Grünen haben uns in den vergangenen Jahren bereits intensiv mit diesen neuen Variante der Gentechnik auseinandergesetzt, auf verschiedenen Ebenen darüber debattiert und Entschließungen dazu gefasst, was die Mindestanforderungen dafür sind:

Wir Grüne beschäftigen uns übrigens schon sehr lange intensiv, manchmal kontrovers und stets differenziert mit dem Thema Gentechnik. Der immer wieder erhobene Vorwurf, wir seien "wissenschaftsfeindlich" und würden Gentechnik pauschal und undifferenziert ablehnen, ist nachweislich falsch, wie dieser Fraktionsbeschluss "Eckpunkte für eine Gentechnikpolitik" aus dem Jahr 2001 zeigt.

Ganz egal, wie man die Potenziale neuer Technologien einschätzt: Ganz am Anfang steht immer die Frage der Risikoprüfung jedes dieser Kunstlebewesen. Das muss im Sinne der Vorsorge für Gesundheit und Umwelt sein. Und damit verbunden die Kennzeichnung der Produkte, damit Verbraucherinnen und Verbraucher wissen, was drin ist. Diese Wahlfreiheit ist ihr gutes Recht. Auch in Zukunft muss „Gentechnik“ draufstehen, wo Gentechnik drin ist. Dafür braucht es Rückverfolgbarkeit. Das gilt selbstverständlich ganz besonders auch für neue Gentechnik-Verfahren wie Crispr/Cas. Denn wenn es je Gentechnik gab, dann diese.

Was die Lösung von Welternährungsfragen und Antworten auf die Klimakrise angeht, so zeigen alle Erfahrungen, dass es dazu Gentechnik nicht braucht. Weder alte noch neue. Pflanzen, die gut mit wenig Regen klarkommen, verspricht die Gentechnik-Lobby schon seit Jahrzehnten ohne Ergebnis. Kein Wunder: Trockenheitsresistenz ist eine viel zu komplexe Eigenschaft, die sich nicht so einfach per Gentech-Knopfdruck einschalten lässt. Die klassische Züchtung ist da weitaus erfolgreicher, bekommt allerdings im Vergleich wesentlich weniger Forschungsmittel. Da müssen wir ran.

Im Humanbereich gibt es noch deutlich mehr Diskussionsbedarf als bei der Agrogentechnik. Einen gemeinsamen Diskussionsstand gibt es aber auch hier: Eingriffe in die menschliche Keimbahn, die sich auch auf nachfolgende Generationen auswirken würden, lehnen wir ab. Ob, und wenn ja, wo, Gesetzeslücken in diesem Zusammenhang bestehen, wollen wir in den Blick nehmen. Die Chancen der somatischen Gentherapien müssen sorgfältig gegen die Risiken – vor dem Hintergrund der etablierten Behandlungsansätze – abgewogen werden, bevor solche Behandlungen zum Einsatz kommen.

Insgesamt muss gelten: Wo Gentechnik drin ist, muss weiterhin auch Gentechnik draufstehen. Auch neue Gentechnik muss unter sämtliche Vorgaben der Gentechnik-Regulierung fallen, um sicherzustellen, dass

  • eine umfassende Risikoprüfung erfolgt,
  • Zulassungsverfahren das Risiko bewerten und Anwendungsbedingungen regeln,
  • eine transparente Kennzeichnung von Betriebsmitteln und Erzeugnissen weiterhin Wahlfreiheit gewährleistet,
  • die Rückverfolgbarkeit lückenlos gegeben ist und
  • eine Rückholbarkeit besteht.

Aktuelle Grüne Beschlüsse, Positionspapiere und Publikationen zum Thema Gentechnik, neue Gentechnik, Crispr/Cas und Co:



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